Veranstaltung: | Wahlprogramm Freiberg |
---|---|
Tagesordnungspunkt: | 1. Programmkapitel |
Antragsteller*in: | Schreibgruppe (dort beschlossen am: 11.03.2019) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.05.2019, 11:51 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A7NEU: Mobilität für alle – ökologisch UND ökonomisch sinnvoll gestalten
Text
Die wichtigsten Formen der innerstädtischen Mobilität sind das zu Fuß gehen, das
Fahrradfahren und gute Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu
günstigen Fahrpreisen. Das Auto verbraucht in der Stadt unangemessen viel
Verkehrsraum und vermindert mit Verbrennungsmotor zusätzlich durch
Abgasemissionen und Lärm die Lebensqualität.
Ausgangslage:
Als wichtiges Mittelzentrum für Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung ist die
Kreisstadt Freiberg zwischen Dresden und Chemnitz besonderen Herausforderungen
im innerstädtischen Verkehr ausgesetzt. In der Stadt kreuzen sich die beiden
wichtigsten Bundesstraßen der Region, die B101 und die B173, was zu vielfältigen
Belastungen der AnwohnerInnen führt. Fuß- und Radwegenetz sind häufiger
lückenhaft und in schlechtem baulichen Zustand, auch fehlen teilweise wichtige
Querungsmöglichkeiten an Hauptstraßen (Kreuzung B101/B173 auf der Südseite u.
Albertpark/Schlossplatz).
Umgehungsstraße:
Ob und gegebenenfalls wann es zum Bau der geplanten Umgehungsstraße kommen wird
ist derzeit völlig offen. Daher wollen wir in der Zwischenzeit alle anderen
Möglichkeiten zur Minderung der Verkehrsbelastung ergreifen, die in der
Zuständigkeit der Stadtverwaltung liegen. Die derzeit geplante Trassenführung
durch den Stadt- und Hospitalwald lehnen wir in jedem Fall ab, da sie ein
wichtiges Naherholungsgebiet nachhaltig zerstören würde.
Sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Lage:
Aus unserer Sicht ist daher der Quell- und Zielverkehr die entscheidende
Herausforderung im Stadtgebiet, d.h. Verkehr der sich nur innerhalb der Stadt
bewegt, bzw. Verkehr dessen Fahrtziel innerhalb der Stadt liegt.
Zur Reduzierung dieses individuellen, motorisierten Verkehrsaufkommens wollen
wir die Attraktivität der innerstädtischen Verkehrswege, sowie die Anbindung der
Kommunen rund um Freiberg für RadfahrerInnen und FußgängerInnen deutlich
verbessern und die Fahrtrouten und Taktzeiten des ÖPNV noch bedarfsgerechter
gestalten. Auch die Einführung von s.g. Mitfahrbänken wollen wir erreichen und
uns für den Zusammenschluss der Verkehrsverbünde in Mittelsachsen und Dresden
einsetzen.
Ziel muss es sein, möglichst viele FreibergerInnen zum freiwilligen Umstieg auf
andere Verkehrsmittel zu bewegen und das eigene Auto stehen zu lassen. Gerade
die deutliche Zunahme von E-Bike-Verkäufen stellt für eine Bergstadt wie
Freiberg die ideale Lösung im Nahverkehr dar. Um das zu erreichen, wollen wir
das Verkehrskonzept, das die Stadt erstellen ließ, endlich umsetzen und
entsprechend den Ergebnissen und Empfehlungen der durchgeführten Verkehrszählung
gegebenenfalls ergänzen.
Als Unterstützung der Stadtverwaltung steht dafür seit Jahren die AG Rad
Freiberg und inzwischen auch eine Ortgruppe des „Allgemeinen deutschen
Fahrradclubs“ (ADFC) zur Verfügung, die intensiver in die Planungen eingebunden
werden sollten. Auch sollte die Stadt Freiberg Mitglied in der jetzt endlich
auch in Sachsen gegründeten „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte“
(AGFS Sachsen) unter Führung des ADFC Sachsen werden, um das dort vorhandene
Fachwissen in der Verkehrsraumgestaltung ebenfalls nutzen zu können.
Das städtische Budget für Instandhaltung und Neubau von Verkehrswegen wollen wir
gleichmäßig auf Auto-, Rad- und Fußgängerwege verteilen, bei Letzteren mit
besonderem Augenmerk auf die Barrierefreiheit der Wege und der Einrichtung von
Zebrastreifen an besonders frequentierten Straßenübergängen ohne Fußgängerampel.
Eine deutliche Zunahme des Rad- und Fußverkehrs könnte auch die Attraktivität
der Innenstadt als Einkaufs- und Aufenthaltsort während der Freizeit deutlich
erhöhen und bietet damit konzeptionell eine vielversprechende Aussicht für den
Einzelhandel, die Gastronomie und auch die AnwohnerInnen. Wir streben
langfristig die Umgestaltung des Altstadtkerns nach dem Konzept des ‚Shared
Space‘ (Spielstraße) an, so dass alle VerkehrsteilnehmerInnen gleichberechtigt
den vorhandenen Platz nutzen können. Dadurch würde der Lärmpegel sinken und die
Aufenthalts- und Wohnqualität erheblich steigen. Als Übergangslösung wäre auch
die Einführung einer Tempo 20 Zone, wie in der Poststraße, ein Schritt in die
richtige Richtung.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Förderung von Carsharing- und Fahrrad/ E-
Bike-Verleihstationen im Stadtgebiet. AnwohnerInnen die sich gegen ein eigenes
Auto vor der Haustür entscheiden, sollen so die Möglichkeit haben, sich bei
Bedarf standortnah eines zu leihen. Verleih- und Ladestationen für E-Bikes
würden die Popularität dieses schnellen und umweltschonenden Mobilitätskonzepts
für den Stadtverkehr fördern. Auch den städtischen Fuhrpark wollen wir, wo immer
möglich, auf Elektroantrieb umstellen und eine Testphase für E-Lastenräder im
Altstadtkern durchführen.
Für den Anteil des verbleibenden Durchgangsverkehrs muss der Verkehrsfluss, bei
gleichmäßig niedrigem Tempo, möglichst staufrei durch das Stadtgebiet geführt
werden. Kreisverkehre und die Einführung einer ‚Grünen Welle‘ auf den
Bundesstraßen im Stadtgebiet könnten hier deutliche Entlastung bringen. Auch
sollte die Wallstraße (Abschnitt der B101) zur Minderung der Lärm- und
Abgasemissionen auf Tempo 30 begrenzt werden. Auch hier wollen wir das Gespräch
mit der höheren Verkehrsbehörde suchen, um die Belastung für die Anwohner zu
senken und die Lebensqualität für alle Bewohner und Besucher der Stadt zu
erhöhen.
Wir wollen auch dafür sorgen, dass Zuwanderern und Geflüchteten generell eine
kurze Einweisung in die deutsche Straßenverkehrsordnung und die Nutzung des ÖPNV
angeboten wird, was auch ihnen eine gefahrlose Teilhabe an Mobilität und Verkehr
ermöglichen würde.
Kommentare